Geisenheimer Weinpräsentation ermöglicht Einblicke und den Dialog mit den Winzern
Von Thorsten Stötzer – VRM-Kurier-Rheingau-Lokales 13.11. 2018
GEISENHEIM . Über den Rothenberg gibt es einiges zu erzählen, während sein Riesling trocken ausgebaut im Glas schimmert. „Das sind unsere schönsten Wingerte, da wird auch zuletzt gelesen“, erklärt Marius Dillmann bei der 15. Geisenheimer Weinpräsentation den Besuchern, die sich an dem Stand einfinden, den er mit seinem Bruder Marcel betreut. Restzucker und die Nische für den Muskateller – nichts bleibt unbeleuchtet im ungezwungenen Dialog mit den potenziellen Kunden.
Blindverkostung kürt den besten Rheingauer Riesling
Zwar dient die Weinpräsentation auch ein wenig als Treffen für Winzer, die sich nach der Erntezeit wieder mal austauschen möchten. Vor allem aber besteht der Stellenwert für die Geisenheimer Weinreimer als Veranstalter in der Verbindung, die zwischen Erzeugern und Konsumenten entsteht. „Wer wie Wein macht“, nennt Oberreimerin Donate Krappe als Kernfrage: „Jeder hat seine eigene Philosophie.“ Eigene Akzente setzen die Gäste bei der Geisenheimer Trophy, einer Blindverkostung. Diesmal gilt es, einen Sekt als den besten Rheingau Riesling brut zu küren. Elf Flaschen stecken blickdicht ummantelt in Tongefäßen. Das finden alle gut, denn sonst bevorzuge man doch sein Lieblingsweingut. „Der Neuner ist auch nicht schlecht, er schafft es allerdings nicht in meine Top-Drei“, meint eben ein Mann.
Die elf Trophy-Sekte sind in gewisser Weise die besondere Zugabe zu 57 Weinen aus zwölf Betrieben. „Das ist sehr repräsentativ“, betont Donate Krappe, denn 80 Prozent der Anbaufläche Geisenheims seien durch diese Weingüter abgebildet. Mit dabei sind zwei VDP-Mitglieder: Freimuth und die Hochschule. Manche Winzer haben den Vortag bei den Rheingau Open in Johannisberg verbracht.
Jetzt stehen sie erneut hinter einem Stand und schenken aus. Die Präsentation habe über die Jahre Freunde dazu gewonnen, sagt Krappe und freut sich, ebenfalls die Mitglieder der Weingilde von der Bergstraße begrüßen zu können. Dabei bleibt der Rahmen familiär im Hörsaal 32 der Hochschule. Nichts ist zu übersehen. Die Stimmzettel der Trophy landen in einem mit Geschenkpapier beklebten Schuhkarton.
Bei Cordula Fehlow vom Weingut C&C wird gerade eine Probe „von der Barbara“ gewünscht. So heißt eine Riesling-Spätlese vom Kläuserweg, die wie ihre anderen Produkte ein Alleinstellungsmerkmal besitzen: Sie bewirtschaftet nur einen halben Hektar, den aber ausschließlich in Handarbeit – abgesehen vom Freischneider. „Umweltgerecht“, allerdings bewusst ohne ein Zertifikat, will die promovierte Forstwissenschaftlerin arbeiten – Holzweinfässer waren Thema ihrer Dissertation.
So ermöglichen die Weinreimer ihren Gästen neue Einblicke. Erstmals ist die Hochschule Schauplatz der Weinpräsentation, zuvor war es der Kulturtreff „Scheune“. Krappe ist von der technischen Ausstattung im Hörsaal angetan, über den künftigen Veranstaltungsort sei jedoch noch nichts entschieden.
„2019 werden wir uns etwas Besonderes einfallen lassen“, denn dann werden die Weinreimer 30 Jahre alt.
RESULTATE DER TROPHY
Bei der Trophy ging Gold an das Weingut Dillmann für seinen 2016er Rheingau Riesling brut, klassische Flaschengärung, versektet von Sektkellerei Bardong. Silber erntete die Sektmanufaktur Bardong selbst für ihren 2012er Rüdesheimer Burgweg Riesling brut, klassische Flaschengärung. Bronze gewann Weingut Graf-Müller mit einem 2016er Rheingau Riesling brut.